Autoren: Irma Hesz und Sabine Grosser
Schon lange hat im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung das Thema „Ergonomie“ Einzug in die Büros gehalten. Auch Kurse zur Rückenschule sind bei den meisten Unternehmen bekannt. Die Alexander-Technik als Methode ist jedoch in deutschen Büros weitgehend unbekannt. Was ist der Nutzen für Menschen mit verspannter Haltung am Bildschirm und welchen Nutzen hat die Alexander-Technik für Firmen?
Dazu ein Beispiel: Bei der PC-Arbeit korrigierte Frau Fuchs ihre verkrampfte gebeugte Sitzhaltung, indem sie sich immer wieder zwang, gerade zu sitzen. Dies war für sie jedoch ebenso anstrengend und sie fand keine entspannte Lösung.
Woran liegt das? Hauptsächlich an der falschen Vorstellung, die Frau Fuchs von „gerade“ hat. Durch die Alexander-Technik verändern wir die Körperlandkarte unserer Kunden. Sie lernen gesunde Bewegungsprinzipien für ihre Arbeitsabläufe anzuwenden. Dadurch können sie aufmerksam und körperlich locker am PC arbeiten.
Bildschirmarbeit stellt hohe Anforderungen an die Mitarbeiter: Sie müssen über einen langen Zeitraum hinweg sitzen und dabei sehr aufmerksam sein. Immer wieder gleiche Bewegungen mit Tastatur und Maus auszuführen und in die gleiche Richtung zu schauen, ist eine hohe Belastung für den Schulter-Nacken Bereich, Arme und Hände.
Dadurch, dass die Mitarbeiter intensiv in ihren Arbeitsablauf vertieft sind, nehmen sie dies nicht bewusst wahr und bemerken zu spät, wie angespannt sie sind. Die Folge ist oft eine chronische Überlastung des oberen Bewegungsapparates. Doch auch wenn sie die Anspannung rechtzeitig bemerken, fehlen ihnen wirksame Alternativen, um aufmerksam und locker ihre Arbeitsabläufe abzuwickeln.
Als Alexander-Technik-Lehrer sehen wir, dass die Art von “gerade Sitzen” mit sehr viel Anspannung verbunden ist. Im Gegensatz zu einer ergonomischen Unterstützung für „bessere Sitzbedingungen“ kümmern wir uns darum, dass die Mitarbeiter am Arbeitsplatz ihre eigenen Bewegungsmuster bewusst wahrnehmen lernen und mit Hilfe von Hands-on und einer Überprüfung ihrer Gedanken zu neuen Wahlmöglichkeiten kommen, die sie an ihrem Bildschirm einsetzen können.
Anstatt neue, “bessere” Haltungen vorzuschlagen, fragt der Trainer zu Beginn, welche Bewegungsabläufe der Mitarbeiter mit seinem Körper während des Arbeitsablaufs tatsächlich verrichten muss. Frau Fuchs war über sich selbst erstaunt, als sie ihren vertrauten Routineablauf nicht konkret beschreiben konnte und dadurch merkte, wie wenig sie über diese Abläufe eigentlich weiß.
Wir Trainer erläutern also zunächst einen entscheidenden Sachverhalt: Um einen Bewegungsablauf verändern zu können, muss man ihn gut kennen. Und umgekehrt, wenn man keine klaren Vorstellungen von einem Bewegungsablauf hat, kann man ihn nicht effektiv und nachhaltig verändern.
Die erste Stufe des Trainings ist: Herausfinden, was die tatsächlichen Abläufe sind. Im zweiten Schritt suchen Trainer und Mitarbeiter gemeinsam besser geeignete Abläufe, um die Aufgabe zu erledigen. Im dritten Schritt wird nach mentalen Verankerungen gesucht, mit deren Hilfe Frau Fuchs das neu Gelernte integrieren kann.
Am Ende des Trainings verfügt Frau Fuchs über Grundideen und Fähigkeiten, wie sie ihren Körper am PC optimal einsetzen kann. Sie ist zuversichtlich, das Gelernte auch bei anderen alltäglichen Arbeitsabläufen anwenden zu können.
Der Nutzen für Frau Fuchs ist deutlich:
Sie schont ihre Ressourcen und ist dadurch wesentlich leistungsfähiger.
Die Alexander-Technik kann während der Bildschirmarbeit angewendet werden, ohne dass die Arbeit unterbrochen werden muss.
Die Wirkung ist nachhaltig: Frau Fuchs lernt einen besseren Umgang mit sich selbst und kann künftig auf einen Trainer, Masseur oder Coach verzichten.
Welchen Nutzen haben Firmen von Trainings, Kursen und Coachings mit der Alexander-Technik?
1. Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe für die Mitarbeiter. Die Alexander-Technik bietet mehr als Tipps zum richtigen Sitzen.
2. Alexander-Lehrer vermitteln neben den Bewegungsprinzipien vor allem den Zugang zu individuell neuen Bewegungs- und Denkgewohnheiten der einzelnen Mitarbeiter. Jeder wird da abgeholt, wo er gerade ist.
3. Es gibt immer die Möglichkeit, die Mitarbeiter sowohl in der Gruppe als auch einzeln zu unterrichten.
4. Wichtig ist die Kontinuität der Arbeit über einen Zeitraum von mindestens fünf Einheiten, besser mehr.
5. Mittelfristig sinkt die Zahl der Krankheitstage wegen Rücken- oder Nackenschmerzen.