In Berlin und anschließend in Bernried läuft eine Ausstellung mit dem Titel „Unzertrennlich. Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler“. Wir kennen bei der Betrachtung eines Gemäldes das Phänomen, dass die Rahmung ein Bild noch veredeln kann. Darauf haben die Brücke-Künstler offensichtlich großen Wert gelegt. Wir kennen aber auch das Gefühl einer Dissonanz, wenn z.B. ein üppiger Barockrahmen ein duftiges Impressionisten-Bild einfasst und zu erschlagen droht.
Dieses Verhältnis von Rahmung und Bild kommt mir in den Sinn, wenn ich über unsere Handlungsmotive nachdenke. Unser persönliches Leben und Erleben ist vielfach in Rahmungen eingebettet, die – manchmal mehr und manchmal weniger empfunden – auf unser individuelles Leben Einfluss nehmen und uns entweder positiv motivieren oder unter Druck setzen. Oft wurden diese Rahmen von unseren Eltern oder der Gesellschaft ausgesucht und passen vielleicht gar nicht mehr zu unserem jetzigen Leben oder unseren eigenen Überzeugungen. Dennoch lassen wir das Bild in dem Rahmen hängen.
Ein Beispiel für eine solche Rahmung ist unsere Gesundheit. Lange konnten wir auch unter dem Druck von „Sei perfekt“ oder „Mach es den anderen recht“ mit unseren Ressourcen klar kommen. Doch jetzt macht sich Erschöpfung oder Überforderung breit. Wie wäre es, wenn wir die positiven Aspekte unserer Handlungsmotive beibehalten können und die, die uns belasten oder unter Druck setzen, in einen neuen Rahmen setzen könnten? Was dabei herauskommt, ist ein bunteres, fröhlicheres Bild, das nicht von dem schweren Barockrahmen erschlagen wird.